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Die Zeit heilt alle Wunden

Albert Einstein hat in seiner speziellen Relativitätstheorie den Nagel auf den Kopf getroffen. Zeit ist relativ und steht in Zusammenhang mit der Geschwindigkeit. Auch wenn die Zeit in einem Raumschiff, das mit Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxie reist, schneller vergeht, als auf der Erde, ist die Geschwindigkeit nicht der einzige Faktor, der die Länge der Zeit beeinflusst. 1 Stunde beim Zahnarzt ist auf jeden Fall länger, als die paar Minuten von einem Alarm bis zum nächsten, wenn man die Schlummerfunktion am Wecker betätigt. Zeit heilt alle Wunden sagt man. Woher aber bekommt man mehr Zeit?

Kostbare Zeit

Wir haben großes Glück. Unsere Lebenserwartung liegt weit über 70 Jahren und wir können uns auf ein langes Leben und schließlich einen ausgedehnten Lebensabend freuen. Hätten wir im alten Ägypten gelebt, dann wäre für die meisten von uns die Uhr schon abgelaufen und wir lägen in Leinenbinden und ohne unsere Organe irgendwo in einer Felsengruft. Die alten Ägypter wurden nämlich gar nicht so alt, wie der Name vermuten lässt. Mit durchschnittlich 28 Jahren war das karge Leben in Nordafrika vorbei. Dass wir heute etwa dreimal so alt werden ist in vielerlei Hinsicht toll. Auf der anderen Seite hat hohes Alter auch viele Nachteile.

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Lebenszeit

Ein kleiner Ägypter war natürlich etwas mehr gefordert als wir. Manch ein Student startet seine berufliche Karriere erst in dem Alter in dem der Durchschnittsägypter schon auf der Kundenliste des Einbalsamierers stand. Viele wurden auch kaum älter als 5 Jahre und fielen der hohen Kindersterblichkeit zum Opfer. Zahlreiche Probleme, derer sich heute die Geriatrie annimmt waren damals unbekannt. Der Bewegungsapparat war zwar stark gefordert, dafür aber nur für weniger als 30 Jahre. Heute bauen wir Pyramiden bequem mit dem Bagger ohne uns selbst besonders anzustrengen. Wenig Bewegung ist allerdings auch nicht ideal für unseren Körper und wer 40 Arbeitsjahre vor dem PC sitzt der hat am Ende ein paar körperliche Probleme, die neu und modern sind.

Zeit heilt alle Wunden

Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, allerdings wird dabei oft vergessen, dass die eine oder andere Wunde erst mit der Zeit entsteht. Abnützungserscheinungen und das was man als klassische Materialermüdung bezeichnen könnte, sind heute ein großes Betätigungsfeld der Medizin. Künstliche Knie und Hüften, Zahnimplantate und verschiedene Eingriffe rund um das Herz-Kreislaufsystem werden erst im Alter relevant. Außerdem ist es wohl auch für unser Gehirn, bzw. unseren Geist eine völlig neue Erfahrung, so alt zu werden.

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Burn-Out-Kultur

Mit einer Lebenserwartung von 40 Jahren ging der mittelalterliche Mensch etwas sorgloser in den Alltag. Er hatte schlichtweg weniger zu verlieren, als wir heute. Kein Einkommen bedeutete den Hungertod. Heute bedeutet kein Einkommen schon lange nicht mehr das Ende. Man bekommt etwas Geld und kann damit mehr recht als schlecht weiterleben. Man verliert den Luxus an den man sich gewöhnt hat. Weil das niemand will hetzen wir ständig dem Geld und unseren materiellen Gütern hinterher. Wir stehen ein sehr langes Leben lang unter dem Druck auch nach dem Arbeitsleben nicht davon leben zu müssen Flaschen zu sammeln. Wir brauchen eine Puffer. Hat der Mensch im Mittelalter noch von der Hand in den Mund gelebt und gerade soviel gearbeitet, wie er zum Überleben für sich und seine Familie benötigt hat, so streben wir heute ständig nach mehr. Wir wollen uns Dinge kaufen, die wir nicht unbedingt brauchen, die uns aber ein gutes Gefühl geben. Ein Grund für das Burnout?

Überdrehter Antrieb

Es ist gar nicht einmal schlecht, wenn man eine Motivation hat. Schon die Kinder lernen, oder sollten eigentlich lernen, dass man auf verschiedene Dinge sparen muss, oder auf einen passenden Anlass warten muss, bis man sie als Geschenk bekommt. Was bei der Erziehung da und dort bereits falsch läuft, das ist später im Leben dann auch ein Problem. Ich will – Ich bekomme. Das ist der Grundsatz nach dem manch ein kleiner Tyrann erzogen wird. Dabei ist es speziell in der Kindheit so wichtig Grenzen zu haben. Lässt man den jungen Menschen freie Hand, dann kommt meinst nichts Gutes dabei heraus. Kinder brauchen klare Linien, Rituale, feste Abläufe und Werte, auf die sie sich verlassen können. Man tut dem eigenen Kind nichts Gutes, wenn man sofort alles kauft, was es haben will. Im späteren Leben rächt sich so eine Erziehung. Die Zeit heilt alle Wunden trifft auf solche Fehler in der Erziehung nicht zu. Der Mensch lernt, dass man auf die Erfüllung eines Wunsches nicht warten muss. Man lebt von Wunsch zu Wunsch ohne die Zeit der Vorfreude auszukosten, oder sich mit den Dingen, die man ständig bekommt, richtig auseinanderzusetzen. Die Wertvorstellungen der Kinder sind fehlerhaft. Als Erwachsener hetzt man auch ständig etwas nach und will sich einen neuen Wunsch erfüllen. Neues Auto, größerer Fernseher und natürlich das beste schönste und neueste Smartphone.

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Entschleunigung

Manch einer zieht die Reißleine und steigt aus. Was in den 1980ern noch die griechische Insel war, das ist heute der Ausbruch aus dem sogenannten Hamsterrad. Ortsunabhängig und weisungsfrei soll die Arbeit sein. Als Digitaler Nomade an einem weißen Sandstrand sitzen und die paar Euro, oder welche Währung auch immer, die man zum Überleben im fernen Land benötigt, mit wenig Aufwand im Internet verdienen. Ein passives Einkommen generieren und die Lebenshaltungskosten reduzieren. Andere lösen sich von der Abhängigkeit vom Geld und ziehen in den Wald. Sie ernähren sich aus Mülltonnen, retten Lebensmittel und tauschen mit anderen Freunden die Dinge, die man nicht so leicht im Wald findet, aber braucht. Nicht jeder möchte bei jeder Witterung im Zelt hausen und nicht jeder will die Sicherheit einer unselbstständigen Arbeit aufgeben. Dass man aber nicht sein Leben lang mit beiden Füßen auf dem Gaspedal verbringen kann ist logisch. Würden wir nur 28 Jahre alt, wie die Ägypter, dann wäre es gleichgültig, wenn wir uns selbst verheizen. Wofür schonen, wenn es ohnehin in absehbarer Zeit vorbei ist. Bei unserer Lebenserwartung heißt es aber Haushalten. Pyramiden mit bloßen Händen zu bauen geht an die Substanz und die Substanz muss heute einfach länger funktionieren, als früher. Man braucht also auch ohne Dreadlocks, oder Wohnsitz auf Bali eine Methode zur Entschleunigung.

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Bewußtsein

Ja, die Zeit heilt alle Wunden. Allerdings muss man sich diese Zeit auch nehmen. Bei voller Fahrt und unter vollem Dampf wird das System sich auch in 1000 Jahren nicht regenerieren. Geht man bewußt und sorgfältig mit der Zeit um, dann lässt sich auch aus ein paar Minuten eine tolle Zeit machen. Es muss nicht der zweiwöchige Urlaub in der Karibik sein. Es reicht sich einmal bewußt für ein paar Minuten die Schönheit der Natur anzusehen. 10 Minuten auf einer Parkbank, oder in einem botanischen Garten, ein Nachmittag in einem Museum, ein entspannter Spaziergang, vielleicht sogar bei Regen und natürlich Sport können das Leben bereichern. Solange wir dabei von unserem Leistungsdruck absehen, beim Sport die Vergleiche mit anderen lassen und uns nicht ständig ein forderndes Ziel setzen ist jede Form der entspannten Freizeitbeschäftigung gut. Digitales Fasten, also die Zeit, die man bewußt verbringt kann genauso der Zeit die Möglichkeit geben alle Wunden zu heilen, wie bewußte und gesunde Ernährung. Bewußtsein ist der Schlüssel zur Erholung. Also nehmen wir uns alle ein wenig zurück. Es muss nicht immer die Höchstleistung sein und man muss sich nicht ständig verbessern. Die eigene Leistung darin zu messen, wie gut es uns getan hat ist ein bedeutender Schritt in unserer Entwicklung. Gehen wir weg von den messbaren Größen und konzentrieren uns darauf Dinge zu tun, die uns persönlich weiterbringen. Sein wir bewußt, dass wir die Zeit haben. Sein wir bewußt, dass wir die Zeit nicht verschwenden, sondern nutzen, denn die Zeit heilt alle Wunden!

 

 

 

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