Schuster bleib bei Deinen Leisten. Leider fällt mir kein passender Spruch, aus dem Umfeld der Möbeltischlerei als Einstieg in unser heutiges Thema ein. Billige Möbel aus China scheinen da und dort als Trend auf. Steckt aber wirklich ein Trend dahinter? Vielleicht ist das der ganz normale Weg der Globalisierung. Wir kaufen Dinge, die am anderen Ende der Welt produziert wurden. Die Frage ist, wohin uns das am Ende führen wird.
Alibaba
Wer in Mitteleuropa lebt, einen Internetanschluss hat und diesen auch nutzt, der kennt Amazon. Hier kauft man alles. Von der Nagelschere bis zur Wintersportausrüstung, vom Rasensamen bis zur Wohnzimmereinrichtung. Ein riesiges Angebot, eine performante Website und konkurrenzfähige Preise machen den Einkauf bei Amazon interessant. Im Stil eines amerikanischen Unternehmens, wie Google, oder Facebook beherrscht Amazon den Markt des Onlinehandels. Allerdings hat auch Amazon Konkurrenz aus Fernost. Genauer gesagt in China betreibt Jack Ma ein Unternehmen, das den Namen Alibaba trägt. Ein Teil davon, AliExpress, fischt im selben Markt, wie Amazon. Man kann dort, ähnlich dem Amazon Marketplace, bei kleinen Anbietern günstige Ware kaufen. So natürlich auch Möbel.
Globalisierung
Auch bei Amazon und Ebay ist der Ruck nach Osten spürbar. Viele der Angebote auf diesen Plattformen stammen bereits aus China. Dahinter steckt die Globalisierung. Hier in Europa klickt man einen Artikel an und 7.000km weiter östlich, verpackt ein Chinese die Ware und sendet sie ab. Wer einige Wochen warten kann, der darf sich über Schnäppchen freuen. Billige Massenware ohne hohen Qualitätsanspruch kann man günstig und in großen Mengen bekommen. Der Versand, der normalerweise unerschwinglich wäre wird im Schneckentempo und kostenschonend gestaltet. Statt einzelner Pakete werden die kleinen Versandtaschen zu großen Einheiten zusammengefasst und als eine Einheit ins Bestimmungsland transportiert. Die Verzollung ist ein weiteres Thema, das normalerweise die Freude an dem Einkauf trüben würde. Allerdings gibt es dafür auch elegante, aber illegale Lösungen.
Verzollung
Einerseits wird ein Warenwert, der unter der Toleranzgrenze der Zollämter liegt angegeben. Meist ist der Preis für das Produkt tatsächlich unter dieser Grenze. Wenn nicht, dann wird auf der Sendung einfach ein falscher Preis angegeben. Oft werden die Pakete auch als Geschenk, oder Muster ohne Wert deklariert. Zusätzlich werden die Waren über ein Land in die EU gebracht, das es mit der Verzollung weniger ernst nimmt, als andere Länder. Statt also direkt Deutschland anzufliegen kommen die Pakete über ein anderes EU-Land in die Europäische Union. Ist es einmal in diesem Land angekommen, dann kann man es frei in andere Länder transportieren.
Ausbeutung
Wie aber funktionieren die günstigen Preise bei Waren, oder auch Möbeln auch China? Hier in der EU gibt es Mindestlöhne, und andere Pflichten der Arbeitgeber. Steuern und Abgaben Sorgen dafür, dass das Sozialsystem funktioniert und Geld für Infrastruktur vorhanden ist. Verschiedene Mechanismen sorgen für eine Chancengleicheit. Leistet jemand etwas, also entwirft er ein Design, oder erschafft etwas, dann ist diese Leistung geschützt. Urheberrecht und andere Gesetze sorgen dafür, dass niemand einfach auf fremde Leistungen aufbaut und Gewinn mit etwas macht, das ihm nicht gehört. In China ist das teilweise lockerer. Die Arbeiter arbeiten unter ganz anderen Bedingungen und das Plagiieren ist an der Tagesordnung. Umweltschutz wird genauso wie die Grundrechte, teilweise erschreckend locker gesehen.
Kunst
Kunst ist nicht immer alltagstauglich. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich viele künstlerische Leistungen. Design, wie etwa bei diesen Körben, die zusammen mit dem ferm LIVING wire basket Deckel zu einem Tisch werden, ist eine Leistung, die honoriert werden sollte. Einen Drahtkorb zu biegen und eine Holzplatte einzusetzen, ist handwerklich keine Herausforderung. Man kann den Drahtkorb also problemlos selbst herstellen, oder durch einen Handwerker produzieren lassen. Aber sollte man die Leistung des Designers nicht würdigen und den Preis, den er angesetzt hat, bezahlen, statt die Idee einfach zu steheln?
Raubkopien
Versetzt man sich in die Lage des Designers, dann versteht man schnell, dass er seine Idee zu Geld machen muss. Es ist sein Job, funktionale und hübsche Möbel zu gestalten. Natürlich möchte er für seine Arbeit auch bezahlt werden. Wir würden nicht auf die Idee kommen ein Buch im Kopierer zu vervielfältigen um den Preis zu reduzieren. Bei vielen anderen Dingen tun wir das allerdings. Wir sehen illegal hochgeladene Filme im Internet, verwenden Software, die wir nicht bezahlt haben und bestellen günstige Elektronik und billige Möbel in China.
Preis uns Wert
Es stimmt nicht, dass es das Idealbild ist, geizig zu sein. Fairness ist ein viel höherer Wert. Fairness gegenüber den Menschen in China und denen, die lokal Waren anbieten. Die Dinge haben einen Preis, der vielleicht über dem Wert der Rohstoffe liegt. Die Produktion, Logistik, Werbung und vor allem die Entwicklung sind aber große Posten, die man nicht außer Acht lassen darf. Würden wir alle unsere Luxusuhren in China bestellen, dann würden die Uhrmacher in der Schweiz bald ihre Tätigkeit einstellen müssen. Der Nachschub an edlem Design würde stoppen und das Know-How der Uhrmacher wäre verloren. Kommt nichts mehr nach, dann gibt es auch nichts mehr zu kopieren. Das sollten wir gemeinsam, mit unserem Konsumverhalten verhindern.